Warum fotografiere ich?

In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders

 

Seit etwa 2008 interessiere ich mich ernsthafter für die Fotografie. Davor wusste ich nicht einmal wie eine Fotokamera funktioniert. Fotografie hatte mich vorher auch nie interessiert. Demnach also ein Augenzwinkern, wenn ich das von oben herab, und in ganzer Linie betrachte. Anfangs noch leicht belächelt, aber schnell zum geliebten Hobby gedrängt. Die Fotografie, sie war einfach plötzlich da. Fotografieren ist für mich wie Sprechen. Während unsere Sprache aus dem Wortschatz der Grammatik und dessen Reihenfolge besteht, besteht Fotografie wohl aus dem Wechselspiel von Licht, Farbenspiel, Gestik, Ästhetik und die Kunst eine Harmonie daraus zu erschaffen. Gute Fotos treffen Herzen, haben Tiefgang, erzählen Geschichten und regen zum Nachdenken an, oder sind einfach nur schön. Was davon nun wirklich zutrifft, ist auch nicht wichtig. Genug Gründe für mich, dieses großartige Hobby zu haben.

Wenn es etwas gibt, wofür zu leben sich lohnt, dann ist es die Betrachtung des Schönen
Platon, antiker griechischer Philosoph

In der Fotografie gibt es aus meiner Sicht weder eine Schablone, die ich auf ein gutes oder schlechtes Foto legen kann, noch eine Messlatte, die ich anlegen muss. Licht, Schatten, Linien, Verläufe, Kontraste, Blende, Verschlusszeit, ISO, alles das gilt es in den unendlichen Konstellationen zu kombinieren. So oft höre ich das weniger mehr sein soll – es ist auch oft so, und das nicht nur in der Fotografie. Daher gilt nicht selten das Fotokunst vielleicht doch die Kunst des Weglassens ist. Dies alles macht für mich die ganze Sache so verführerisch und spannend zugleich. So unendlich spannend, da so unendlich vielfältig.

Well, I never shoot anything I don’t want
Stanley Kubrick, für mich der größte Regisseur seither

Ein gutes Foto muss erst mal gar nichts, außer dem Betrachter dazu bewegen es anzusehen. Dabei ist es völlig belanglos wie groß oder klein denn nun die Geschichte ist, welche genau dieses Foto erzählen will, muss, soll oder kann. Zwänge haben für mich in der Fotografie keinen Platz, und mir scheint viele Menschen hinter einer Kamera haben diese Zwänge. Wenn du also der Meinung bist, das genau dein Foto eine Geschichte erzählen muss, dann hast du bereits deinen ersten selbst auferlegten Zwang. Du solltest dich davon lösen.

Aber vielleicht ist es am Ende auch nur so …

Wir schauen nur, aber wir sehen nicht
Andrei Arsenjewitsch Tarkowski, sowjetischer Filmemacher